2007/08/05

Der Eintrag, den man überspringen kann, wenn man der Beschäftigung mit Geschriebenem keinen besonderen Wert beimisst.

Eine nette Facette der Übergangszeit zwischen alter und neuer Rechtschreibung (endete am 1.8.) stellte die Möglichkeit dar, "sie" in der Anrede entweder groß oder klein schreiben zu können. Dies erlaubte, durch die Wahl des großen oder kleinen "s", implizit die Wertschätzung für den Adressaten mitzuteilen. Einer richtigen Respektperson wird man sich nicht so schnell trauen, mit "sie" zu titulieren, dass "Sie" wirkt da doch schon unterwürfiger. Das pro forma "sie" spricht da schon eine andere Sprache: "Eigentlich möchte ich nicht einmal auf du mit ihnen sein...".
Wie sie, verehrter Leser, (okay, platt, aber aufgelegt) schnell feststellen können, birgt eine derartige Flexibilisierung der Rechtschreibung nie geahnte Ausdrucksmöglichkeiten im Geschriebenen. Vorreiter auf diesem Gebiet ist ja bereits Homer Simpson, dessen "laaangweilig" wahrscheinlich kurz vor der Aufnahme in den Duden steht. Was spricht dagegen, die Bedeutung eines Wortes im Schriftbild zu verstärken? Wie wäre es mit lAUt und l(ei)se, dicckk und dün², oder kleinkuhnst.
Bei dem Versuch einer Formulierung für groß und klein stößt man dann auf ein erstes Problem. GROß oder das lehrbuchgemäße GROSZ ergeben schlichtweg kein ästhetisches Buchstabenstilleben, zumindest nicht in einer Schrift, wo S und Z nicht spiegelsymmetrisch sind. GROSS hat eine andere Bedeutung. Somit findet man den nächsten Vorteil in einer Erweiterung des Wortschatzes, da man nun auch mal geWaLtig als Synonym verwenden wird.

Hier braucht man aber noch lange nicht aufhören. In konsequenter Fortführung dieser untersuchten Utopie möchte ich mal ein Gedicht zum besten geben:

Heellnrstug.

Es ist ein wissenschaftlich bestätigtes Ergebnis, das wir ein Wort lesen können, wenn erster und letzter Buchstabe stimmen, und alle anderen in beliebiger Reihenfolge dazwischenstehen. Diesen Prozess der Herstellung kann man nun auch in der Schrift ausdrücken und den Leser dieses Wort auch gleich erlebbar machen. Ein weiterer Erfolgsgarant für diese Idee in der breiten Masse stellt die Tatsache dar, dass man als Student oder Arbeitsloser ja viel Zeit bei dieser Tätigkeit verbringt, anschließend versucht die richtige Leitung zu treffen und für ein Pläuschchen mit Onkel Jürgen ein bisserl Geld abkassieren will.

Ich habe im Zuge meiner Diplomarbeit versucht, die Absenz eines Objektes als Booleschen Aussagewert mit der Bezeichnung " " einzuführen, was aber am Widerstand meines Betreuers scheiterte. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, um wieder Werbung für diese Idee zu machen. Denn es gibt wohl , dass Nichts besser beschreibt als . Es ist die Meinung des Autors, dass eine Flexibilisierung der deutschen Rechtschreibung ein Menschengeschlecht mit noch nie dagewesenem Abstraktionsvermögen schaffen könnte.

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